Das Pellerhaus in Nürnberg blickt zurück auf eine bewegte Vergangenheit. Einst das bekannteste Bürgerpalais der Stadt, wurde es im Zuge der Luftangriffe auf Nürnberg im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört. Seitdem krönt die Spitze des Egidienberges ein Bauensemble im Stil der Nachkriegsarchitektur, das Heimat einer Vielzahl an kulturellen Einrichtungen war und ist. Heute blickt das Pellerhaus in eine Zukunft als Haus des Spiels.
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1602
Der Baubeginn
Der Kaufmann Martin Peller beauftragt zwischen 1602 und 1607 den Bau eines Bürgerpalais mit aufwändiger Renaissance-Fassade durch den Baumeister Jakob Wolff d. Ä. an der Nordseite des Egidienplatzes, damals eine der vornehmsten Wohngegenden der Nürnberger Patrizierfamilien. Bis 1828 bleibt das Gebäude in Familienbesitz.
Historische Ansicht des Egidienplatzes, Museen der Stadt Nürnberg – Kunstsammlungen, Inventar-Nr. Gr.A. 12683
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1828
Das Pellerhaus als Sehenswürdigkeit
Obwohl das Pellerhaus mehrfach die Besitzer wechselt, bleibt es von starken Eingriffen in die Bausubstanz verschont. Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert gilt das Gebäude als eine der bekanntesten touristischen Sehenswürdigkeiten Nürnbergs und ist häufiges Motiv auf Ansichtskarten. Die Fassade und der Innenhof zählten lange Zeit zu den bedeutendsten Baudenkmälern der deutschen Renaissance-Architektur.
Der historische Pellerhof, Stadtarchiv Nürnberg A 38 Nr. A38-H-20-6
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1929
Ankauf durch die Stadt
1929 erwirbt die Stadt Nürnberg das Anwesen und baut es als Standort für das Stadtarchiv aus.
Historische Ansicht des Egidienplatzes vor der Kriegszerstörung, Stadtarchiv Nürnberg A 38 Nr. A38-K-80-14
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1944/45
Die Zerstörung
Im Zweiten Weltkrieg wird das Gebäude durch die verheerenden Luftangriffe auf Nürnberg fast vollständig zerstört. Nur wenige Teile des Erdgeschosses, des Innenhofs, des Kellers und des Treppenturms bleiben erhalten. Somit zählt das Pellerhaus zu den insgesamt 90 Prozent der zerstörten Bausubstanz der Nürnberger Altstadt.
Das Pellerhaus nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, Stadtarchiv Nürnberg A 39/III Nr. A39-III-Fi-E-20Wiederaufbaumaßnahmen im Pellerhof in der unmittelbaren Nachkriegszeit, Stadtarchiv Nürnberg A 38 Nr. A38-L-103-8
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1956/57
Der Wiederaufbau
In der Nachkriegszeit erfolgt der Wiederaufbau als Bibliotheks- und Archivbau nach Entwürfen der Architekten Fritz und Walter Mayer. Erhaltene Bauteile des historischen Pellerhauses werden in das neue Bauensemble integriert, ebenso wie das östlich anliegende Grundstück des historischen Imhoffhauses. Es entsteht ein Komplex in der Architektursprache der Nachkriegsmoderne mit einer hohen handwerklichen Qualität, besonders in der Gestaltung der Fassade und der öffentlichen Bereiche wie Lesesaal, Schmuckhof und Treppenhaus.
Der Nachkriegsbau des Pellerhauses, Stadtarchiv Nürnberg A 38 Nr. A38-N-116-2Lesesaal der Stadtbibliothek im Pellerhaus, Stadtarchiv Nürnberg A 64 Nr. 948
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1998
Der Denkmalschutz
Die gesamte Anlage des Nachkriegsensembles wird unter Denkmalschutz gestellt.
Wendeltreppe im Lesesaal der Stadtbibliothek im Pellerhaus, Stadtarchiv Nürnberg A 38 Nr. A38-N-132-8
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2008
Die Rekonstruktion des Innenhofs
Seit 2008 rekonstruieren der Altstadtfreunde Nürnberg e.V. den nach 1945 nur teilweise aufgebauten und kaum nutzbaren Renaissancehof fast ausschließlich durch Spendengelder. Seit 2018 zeigen sich die Schauseiten wieder im alten Glanz.
Der historische Pellerhof in der Nachkriegszeit vor seiner Rekonstruktion, Stadtarchiv Nürnberg A 38 Nr. A38-N-129-1Blick in den rekonstruierten Pellerhof, Foto: Stefan Meyer
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2012
Die neue Nutzung
Nachdem im Jahr 2000 bereits das Stadtarchiv in die Norishalle umzog, wechselt die Stadtbibliothek den Standort in das neu sanierte Luitpoldhaus. Das Pellerhaus bleibt im städtischen Besitz und wird in der Folge von den Museen der Stadt Nürnberg weitergenutzt.
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2013
Das Deutsche Spielearchiv
Das Pellerhaus wird der Sitz des Deutschen Spielearchivs mit über 30.000 Gesellschaftsspielen aus vier Jahrhunderten. Durch stetige Neuzugänge ist das Archiv lebendiges „Gedächtnis der Spielebranche“. Seitdem wird hier neben den dokumentarischen Aufgaben das Spiel in Familie und Gesellschaft gefördert.
Depot des Deutschen Spielearchivs, Foto: Uwe Niklas
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2018
Das Haus des Spiels
Die Vision eines Haus des Spiels wird geboren. Die renovierungsbedürftige Gebäudesubstanz des Pellerhauses soll dabei saniert und das Haus des Spiels als offenes Bürger- und Kulturhaus zum zentralen Anlaufpunkt rund um das Kulturgut Spiel werden. Eine erste Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Testspiele“ erprobt dabei künftige Formate für das Haus des Spiels.
Spielenachmittag im Haus des Spiels
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2019
Die Generalsanierung
Als weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Entstehung des Haus des Spiels erfolgt die Beauftragung der Architektengemeinschaft Rechenauer & Bloß und die Entwurfsplanungen für die Generalsanierung beginnen. Gleichzeitig wird das Haus des Spiels zu einem der wichtigsten Strukturprojekte der Kulturhauptstadtbewerbung Nürnbergs.
Das Depot im sechsten Obergeschoss
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2020
Das Pellerhaus als Strukturprojekt
Trotz der weltweiten Covid19-Pandemie sowie der damit einhergehenden Beschränkung des öffentlichen und kulturellen Lebens wird die Generalsanierung des Pellerhauses als wichtiges Strukturprojekt für die zukünftige Stadt- und Kulturentwicklung in Nürnberg weiterhin priorisiert.
Der Bauplan zeigt die Außenansicht des Pellerhauses nach der Generalsanierung, Entwurf: Robert Rechenauer
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2021
Die Bundesförderung
Das Pellerhaus wird als „Bauwerk von nationaler Bedeutung gewürdigt“. Zudem erhält das Haus des Spiels für die angestrebte Generalsanierung eine Bundesförderung von 1 Million Euro. Somit sind die ersten Weichen für die Umsetzung gestellt.
Streaming Room im Haus des Spiels
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Ziel
Die Umsetzung
Das Ziel ist es, die bisherigen Planungen umzusetzen, um die Vision eines Haus des Spiels als neue Zukunft des Pellerhauses Wirklichkeit werden zu lassen.
Visualisierung der Fassade des Pellerhauses nach der Generalsanierung, Entwurf: Robert Rechenauer Architekturbüro